Sorry Leute, ich weiß, Ihr wollt wissen, wie es Romeo jetzt geht. Aber ich möchte mir die letzte Woche noch von der Seele schreiben...
Hier aber schonmal ein Bild von diesem Sonntag:
Am Dienstag abend bei meiner fieberhaften Suche im Internet nach Alternativen fand ich neben einer Seite, die auf makrobiotische Ernährung zur Krebsheilung setzt, auch diese Meldung: http://derstandard.at/1271374879470/Versuchsreihe-HAMLET-Komplex-in-der-Muttermilch-toetet-Krebszellen-ab. Muttermilch hab ich doch! Vielleicht kann man auch so die Krebszellen töten? Wahrscheinlich nicht. Könnte man es denn innerhalb weniger Tage überhaupt feststellen, ob es hilft? Ich bin müde und hab Kopfschmerzen und gehe erstmal schlafen. Aber halb drei bin ich wieder wach und denke immer nur über die Sache mit der Muttermilch nach: Und was, wenn doch? Wir müssen es doch wenigstens versuchen, bevor wir unser Kind systematisch vergiften lassen! Ich drucke den Bericht aus und auch den entsprechenden Fachartikel dazu (http://www.plosone.org/article/info:doi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0009384). Ich weiß doch wie Wissenschaftler ticken: da muss eine ordentlich veröffentlichte Studie her. Ich drucke die Studie auch noch aus - fest entschlossen - wenn es möglich ist, eine Wirkung nach so kurzer Zeit festzustellen - mit der Ärztin zu verhandeln, dass wir es drei Tage intensiv mit Muttermilch probieren, beobachten und erst dann mit der Chemo beginnen, wenn wir es wenigstens versucht haben...
Gegen 7 komme ich im Krankenhaus an, bewaffnet mit meinen beiden Artikeln. Romeo und Peter sind heute morgen schon auf ein anderes Zimmer verlegt worden - ein 2er-Zimmer. Romeo sieht gut aus, die Blutkonserven haben ihn sofort gestärkt. Die Schwestern wollen wissen, ob sie anfangen können... Ich sage, dass ich nochmal mit der Ärztin sprechen möchte. Das passiert gegen halb zehn. Sie spürt sofort, dass ich noch Vorbehalte gegen die Chemo habe. Ich frage zunächst, ob man die Therapie auch eher beenden könne, wenn vielleicht nach zwei Behandlungen keine Tumorzellen mehr im Blut sind. Aber sie nimmt mir diese Hoffnung auf ein schnelles Ende und erklärt, dass über das Blut Tumorzellen in allen Organen sind und bis die alle sicher abgetötet sind, dauere es eben so lange. Dann sagt sie: "Kommen Sie, ich will Ihnen mal was Interessantes zeigen!" Sie führt mich an ihren Computer. Auf dem Bildschirm Romeos Blutwerte der letzten drei Tage. "Sehen Sie, das sind seine Werte von gestern und hier -- sind seine Werte von heute... Ihr Sohn hat heute 95% Tumorzellen in seinem Eigenblut! Wir können jetzt leider keinen Tag mehr warten..." Ich weine, ob der Nachricht und ob der Unmöglichkeit, um diese schreckliche Therapie herumzukommen. Sie schaut mich an: "Können wir loslegen?" Ich kann nur nicken. Ich gebe ihr die Artikel trotzdem noch und erkläre ihr, dass ich meinem Sohn von der Muttermilch geben will, weil sie Stammzellen enthält und Abwehrstoffe und Krebszellen tötet. Sie meint, dass sie das prinzipiell unterstützt, dass aber sowohl die Milch als auch mein Blut vorher bakteriologisch überprüft werden müsse. Natürlich, nur zu, nur bitte schnell!
Zurück im Zimmer unterschreiben Peter und ich die Einwilligung in den Therapieplan. Ich konnte ihn nicht lesen - wozu auch? Ich hoffe nur, wir tun das Richtige, aber wir sehen keine andere Möglichkeit, Romeo zu retten...
Kurz vor Mittag wird Romeo wieder in Schlaf versetzt und zur Lumbalpunktion gebracht. Dabei wird ihm ein Mittel in das Wasser am Ende der Wirbelsäule gespritzt, um sein Nervensystem vor Tumorzellen zu schützen und etwas davon wird entnommen, um zu testen, ob schon Krebszellen darin sind. Wenn das der Fall ist, müßte der Kopf bestrahlt werden.
Am Nachmittag wird die erste Dosis Zellgift an den Tropf gehängt und meine Mutter ruft mich an, dass mein Bruder gerade Vater geworden ist. Ich nehme das als Zeichen: Zwei neue Leben haben gerade angefangen. Es wird alles gut.
Schon was tolles, die Muttermilch. Wäre doch schön, wenn du ihn so unterstützen könntest, auch wenn es nicht als alleinige Therapie geht.
AntwortenLöschenIch wünsch euch auf jeden Fall ganz viel Kraft für den weiteren Weg. Wird bestimmt anstrengend, aber wir denken an euch!
Liebe Grüße,
Sandra
Liebe Gerlind,
AntwortenLöschenEs ist wunderbar, Romeo lachen zu sehen auf dem Foto! Ich freue mich auch ueber das neue Familienmitglied bei den Hausers - welcher deiner Brueder ist denn der Glueckliche?
Ich habe heute einen Termin zum Blutspenden vereinbart. Ich spende sowieso regelmaessig, aber diesmal werde ich mich auch ins British Bone Marrow Registry eintragen lassen. Hier geht das nur ueber eine Blutprobe, nicht wie in Deutschland mit einer Speichelprobe per Post. An die Deutsche Knochenmarkspenderdatei habe ich auch geschrieben, da ich mich dort online nicht registrieren konnte (ich wohne nicht "grenznah" genug). Vielleicht klappt das ja doch noch.
Euch weiterhin die besten Wuensche,
Jule
Gerlind,
AntwortenLöschenwir werden euch von Herzen gern helfen, v.a. am WE besteht die Möglichkeit. Wir kochen oder backen dann auch gern für euch. Du müßtest nur Bescheid geben, damit ihr dann nicht in Essen untergeht.
Beten - auf jeden Fall. Gott kann heilen!
Wir machen uns auch mal nach alternativen Methoden auf die Suche.
Ganz liebe Grüße
Bea und Thomas