Ich brachte Lisa in den Kindergarten Nach einigem Hin und Her landeten wir in der medizinischen Versorgung der Uniklinik. Dort untersuchte eine sehr freundliche Ärztin Romeo. Auch sie fand nichts bemerkenswertes Neues, sagte aber, dass der Junge in einem Zustand sei, in dem sie ihn auf keinen Fall wieder nach Hause gehen lassen würde. Ich protestierte! Denn das hatte ich mir schon so gedacht, dass die Schulmedizin ihre Krallen nach meinem Kind ausstrecken würde und wäre es einmal in ihren fängen - nicht wieder loslassen würde. Sie ließ sich aber nicht davon abbringen, ordnete sofort ein neues Blutbild an und ließ Romeo samt meiner und Florence einweisen. Ich fühlte mich wirklich elend. Ich dachte, was machen wir, wir können doch auch zu Hause auf den Befund der Blutuntersuchung warten. Wir kamen auf die Kinderstation - aber ich packte nicht mal die Tasche aus. Ich sprach mit Peter am Telefon und sagte ihm, dass wir wohl die Nacht im Krankenhaus verbringen müßten, um an unsere Blutanalyse zu kommen. Peter rief daraufhin im Kindergarten an, um zu fragen, ob Lisa die Woche dort als Gastkind betreut werden könnte, da ja Herbstferien waren... Aber der Kindergarten weigerte sich, was uns sehr enttäuschte. Also machte sich meine Mutter, aufopferungsvoll wie sie ist, mit ihrem noch nicht geheilten Fuß (sie hatte sich kurz vor Florences Geburt das Sprunggelenk gebrochen) mit dem Zug auf den Weg zu uns.
Romeo wurde Blut abgenommen und er war sehr tapfer. Dann spielten wir eine Runde Kicker und ich versuchte, dieses traumatische Erlebnis für ihn erträglicher zu machen. Aber ich fühlte mich wie in Gefangenschaft. Mehrmals spielte ich in Gedanken eine Flucht durch. Gegen 2 spürte ich meine Nerven deutlich und rief Peter an, damit er zu uns kam. Etwas später kam der Befund: akute Blutarmut! Die Schwester kündigte an, dass wir binnen Kürze auf eine andere Station verlegt würden, da Romeos Abwehrkräfte extrem reduziert seien, und auf der Kinderstation natürlich hauptsächlich Kinder mit Infekten lagen, Bronchitis und so...
Peter kam zu uns und wir warteten auf die Nachmittagsvisite. Eine neue Ärztin und ihre Assistentin kamen herein - das war jetzt ungefähr die fünfte an diesem Tag. Die andere Familie, die mit im Zimmer war und auf ihren Entlassungsschein wartete, wurde hinausgebeten. Die beiden Ärztinnen setzen sich hin und machten ernste Miene. Sie erklärten uns, dass ein Befund wie er bei Romeo aufgetreten war, eigentlich nur eines bedeuten konnte: dass sein Knochenmark nicht mehr arbeitete. Das könne mehrere Gründe haben, aber alle seien schwerwiegend. Das wahrscheinlichste sei Leukämie und wir müssten umgehend eine Knochenmarkspunktion machen lassen. Wir waren geschockt und wie betäubt. Ich fragte noch, was denn die Alternativen seien, aber die waren auch nicht mutmachend. Wir zogen runter in die Onkologie und Romeo bekam sofort eine Blutkonserve und Antibiotikum gegen das Fieber. Ich musste erstmal los um Lisa abzuholen und meine Mutter vom Bahnhof und dann für Romeo und Peter einige Sachen zusammenpacken. In dieser Nacht schlief ich kaum. Ich heulte, ich betete zu Gott, ja ich schrie ihn an: Nimm es weg, Gott! Nimm es von uns!
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