Montag, 11. Juli 2011

Kleines Kurtagebuch - Teil 3/3


Dienstag, 14.6. – Ein guter Tag!

Wir waren bei dem einzigen Bioland-Bauernhof im Umkreis von 50 km und wollten dort was Vernünftiges zu Essen kaufen. Leider konnte man dort keine Lebensmittel kaufen – aber die Bauersleute waren so nett, dass sie uns in den Garten baten und dort konnten wir nach Herzenslust Kirschen pflücken und in der Hängematte baumeln – herrlich. Die Bauersleute konnten uns auch sagen, wo wir in der Nähe einen Bioladen finden würden und so gab es zum Abendessen endlich RICHTIGES Brot und leckeren Frischkäse mit Safran, Kardamom und Datteln. Das Wort „Gaumenfreude“ wurde so seiner ursprünglichen Bedeutung zugeführt.
Von nun an kommen wir immer mit zwei großen roten Jutetaschen in den Speisesaal, auf denen gelbe Sonnen lachen und verkünden "Genfood - nein danke!".

Mittwoch, 15.6. - Neuland

Uups, was war denn das? Es gab Krach - richtigen Ehekrach! Wow, das hatten wir lange nicht und das tut auch gut, denn es zeigt: Es geht nicht mehr um Leben und Tod! Da kann man es sich auch ruhig mal wieder erlauben, nicht auf Teufel komm raus Harmonie zu halten. Und Florence fängt an zu laufen.

Donnerstag, 16.6. - Quarantäne

Seit gestern Abend hat Florence hohes Fieber und es geht ihr nicht so gut. Da es ja hier viele Kinder mit verringertem Immunsystem gibt, müssen kranke Kinder in Quarantäne. Das kann blöd sein - vor allem für die größeren Kinder - wenn sie nicht in den Kindergarten, die Schule und zu den Angeboten/Therapien gehen können. Aber für Flori und uns ist das eigentlich ganz entspannt, da haben wir einen Grund, ein paar Sportveranstaltungen zu schwänzen. Auch essen wir dann nicht im Speisesaal, sondern alleine in der Bauernstube und da ist es viiiiel ruhiger.

Freitag, 17.6.- Wandern

10 km, vielleicht, geht Peter täglich mit Flori durch die Felder spazieren, wobei sie schläft und er entspannt. Sein tägliches Bonmot: „Ich habe einen neuen Weg entdeckt“:


Samstag, 18.6.- Mittelaltermarkt

Flori ist wieder fit! Es ist viel los dieses Wochenende. Wir entscheiden uns für den Mittelaltermarkt am Wasserschloß Ovelgönne. Unterbrochen von Sturm- und Regenschauern betätigen wir uns im Bogen- und Armbrustschießen und genießen die Freiheit und die normalen Menschen. 


"Normal"? Naja, etwas seltsam sehen sie schon aus... Was suchen diese Leute, die sich in Gewaender kleiden und so leben wollen wie im 12. Jhd.? 


Ich glaube, sie suchen Authentizität. Ein verständlicher Wunsch in der heutigen Welt. So klingt der Ausspruch des Bogners  - „Ist das ein tolles Wetter!“ -  im Angesicht der Gewitterfront, die gerade sein Zelt wegzureißen droht, vielleicht ein bischen aufgesetzt, aber trotzdem charmant.

Sonntag, 19.6. - Heimweh!

Es hat sich eingeregnet. Wir wollen nach Hause. Wenigstens gibt es Sonntags immer Kuchen

Montag, 20.6. - Kampf im Aquarium

Romeo genießt seine Kraft in allen Zügen. Wenn er nicht in den blöden Kindergarten muss, dann ist er eigentlich immer entweder im "Aquarium" (Toberaum) oder in der "Ritterburg", wo man klettern und kissenschlachten kann oder Prinzessinnen einsperren... Meistens prügelt er sich mit größeren Jungs - da brauchen wir wenigstens kein schlechtes Gewissen zu haben. Und wenn ihm einer dumm kommt, dann kriegt er Sätze zu hören, wie den hier: "Wenn Du jemanden umschubsen willst, dann bist Du bei mir an der falschen Adresse!"

Dienstag, 21.6. - Das ganze Leben ist ein Spiel

Durfte heute zum "Trockenen Klangbad". Dieses Entspannungsschmankerl bekommt jeder nur einmal während der 4 Wochen: ein "Rundum-Wasserbett" mit eingebautem Lautsprecher, so dass man die Schwingungen der Musik am ganzen Körper spüren kann. Lisa und Romeo schwimmen und tauchen wie Fische - in echtem Wasser. Lisa könnte sogar noch das Seepferdchen bekommen, wenn sie wollte.
Und am Nachmittag saßen wir – fünf Weiber – plötzlich zwischen zwei Therapien da und wussten nicht, was wir machen sollten und fingen an "Zusammengesetzte Wörter" zu spielen! Das war auch so ein besonderer Moment. Denn so richtig und einfach nur spielen - nicht um ein krankes Kind zu beschäftigen, sondern einfach so, weil gerade nichts anderes zu tun ist - das ist toll!

Mittwoch, 22.6. - Würden wir wieder herfahren?

Rückenfit-Aktiv heute mit Trampolinspringen: Juchhuhh – ich habe wieder einen Beckenboden! Hat der ganze Sport doch etwas gebracht.
Am Nachmittag haben wir unser Abschlussgespräch mit dem Familienmanager. Er fragt uns, ob es uns was gebracht hat, hier gewesen zu sein. Wir drücken es etwas salonfähiger aus, aber unser Fazit ist: Man kann etwas auch scheiße finden und es geht einem trotzdem gut. Natürlich hoffen wir, dass wir nie wieder zu so einer Kur fahren dürfen. Denn diese Art Kur bekommt man ausschließlich, wenn man vorher richtig dolle krank war. Insgeheim denke ich noch: Und wenn hier einer familienmanagt, dann bin ich das...

Donnerstag, 23.6. - Fronleichnam


Wieder so ein schöner Feiertag. Wir danken dem Christentum und fahren in die uralte Stadt Hameln. Die Kinder sind etwas enttäuscht, dass sie keine Ratte finden. Aber die alten Fachwerkhäuser sind toll und das Eis schmeckt auch gut.

Freitag, 24.6. - Zu guter Letzt

Zum letzten Mal RückenFit aktiv, zum letzten Mal Musikzwerge -  irgendwie schon ein bischen traurig. Allerdings wird beim Essen heute der Höhepunkt der kulinarischen Perversion erreicht: Es gibt ein Fleisch, das entfernt an Huhn erinnert. Aber es hat keine Knochen, ist aber auch kein Filet. Es hat eine Füllung, aber, und das ist das eigentlich Gruselige: ringsherum eine unversehrte Haut...

Samstag, 25.6. - Ausflug

Unseren letzten gemeinsamen Nachmittag nutzen wir für einen Ausflug zum Aqua magica – hochgespannt, was für faszinierende Wasserspiele uns da wohl erwarten mögen. Leider finden wir keine. Aber nach dem obligatorischen Eiskonsum landen wir auf einem Spielplatz, der unserem Heimspielplatz an der Rennbahn doch verblüffend ähnlich ist! 


Sonntag, 26.6. - Ein Jahr Florence!

Geburtstag! Es ist tolles Wetter und wir machen ein neues Familienbild (schon seit zwei Wochen auf der Startseite zu bewundern), das doch deutlich anders aussieht als das letzte, oder? Nach dem Mittag fährt Peter zurück nach Hause. Wir fahren zur Waldbühne und schauen "Alice im Wunderland" - wirklich toll gemacht. Romeo fragt mich hinterher, wie das geht, dass man einfach alles vergisst und wie man einfach so kleiner und größer werden kann.

Montag, 27.6.- Abschlussfest


Am Ende – und obwohl wir  uns vehement geweigert haben – sind wir doch alle ein bisschen veroext. Selbst Lisas Vorschlag erscheint dann nicht mehr so absurd: „Wir könnten mit so einem  Folienstift hinten auf das Auto einen Mann, eine Frau, ein Mädchen, einen Jungen und ein kleines Baby malen – also unsere ganze Familie und dann so obendrüber:“ – sie zeichnet mit der Hand einen breiten Streifen in die Luft und schaut ganz versonnen – „Bad Oexen – Reha 2011“.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen